Sonntag, 29. August 2010

Eine deutsche Kolonie...


mitten in den Bergen von Venezuela, auf ca. 2000 - 2500m höhe? Willkommen in der Colonia Tovar! Ein Dorf in Venezuela in welchem seit 1843 vorwiegend die Nachfahren aus Endingen am Kaiserstuhl (Baden-Württemberg) leben.

Wie kommt es dazu das nahezu ein ganzes Dorf (ca. 358 Bürger) etwa 100 km. westlich von Caracas in quarantäne angesiedelt wird?
Ganz einfach. In Venezuela gab es zu dieser Zeit noch keine Gesetze für Einwanderer. Jeder konnte von irgendwoher kommen und sich ein Häuschen bauen. Erst mit dem Minister Tovar gab es die ersten Regelungen wie man mit den Einwanderern umgeht und wer wo verbleiben darf.

In Europa gab es zu dieser Zeit viele Krankeheiten und durchaus auch regelrechte Epedemien (z.B.Cholera). Als die Bürger Endingens aus Deutschland auswanderten und in Venezuela ankamen beschloss Tovar die 358 Menschen vorerst (ca. 3 jahre wahren vorgesehen) in Quarantäne leben zu lassen, aus Angst sie könnten eine der gefürchteten europäischen Krankheiten einschleppen. Kurze Zeit danach verstab Tovar und die Kolonie geriet versehentlich in Vergessenheit. Die Einwohner blieben lange zeit unter sich bis ca. 1950 - 1960.



Die Anfahrt mit dem Auto von Caracas aus dauert ca. 3 Std. und führt durch einen wunderschönen und ebenso gefährlichen Pass durch die Berge.







Nach dem kurvenreichen und wirklich atemberaubendem Erlebnis eines einmaligen Anfahrtweges, eröffnet sich einem eine Wirkliche Überraschung.
Der Anblick eines gemütlichen Schwarzwalddörfchens voller Fachwerkhäuser und Gärten in denen Erdbeeren und Aprikosen angepflanzt werden.

Der damals in der Region gesprochene deutsche Dialekt wird von der älteren Generation auch heute noch gesprochen. Man gibt sich Mühe diesen Dialekt auch weiterhin zu sprechen und wird an die nachfolge Generationen weitergegeben. Über die Jahrzehnte hinweg vermischten sich die Kulturen miteinander so das heute auch viele einheimische Venezuelaner, viele Kolumbianer und einige Peruaner in der Kolonie leben.

Fachwerkhäuser und Erdbeeren sind nicht das einzige typisch Deutsche hier. Von Kassler mit Sauerkraut bis zum Apfelstrudel wird man auch kulinarisch bestens auf deutsche Art versorgt. Eine wunderschöne Kirche, malerische Schlosserarbeiten und mit Tannenbäumen verziehrte Gesteige sind nur wenige von vielen schönen Überraschungen in diesem ca. 15000 Seelen Dorf.








Prost

Sonntag, 22. August 2010

Gestatten?

Argiope argentata mein Name



Ich bin ein ca. 25mm großes Weibchen,
ich gehöre zur Familie der "Echten Radnetzspinnen" und bin in den amerikanischen Tropen und Subtropen beheimatet. Ein typisches Erkennungsmerkmal sind meine Beine, welche ich zusammenschließe und man den Eindruck gewinnt ich hätte nur 4 davon. Man findet mich von Kalifornien bis nach Argentinien in vielen Gebieten. Auch in den Gärten. Da ich auf den ersten blick silbrig schimmere nennt man mich im englischen auch "Silver-Garden-Spider".
Dabei sind meine Farben Schwarz-Weiß-Gelb und ich bin gefährlich! Nunja, nicht für alle. Evtl. für Kinder oder ältere Menschen. Ich beiße und ich spritze mein Gift allen entgegen die mir zu nahe kommen.

Also fasse mich nicht an und gewinne Abstand!

Da ich absolut kein Schamgefühl empfinde findet man mich nahezu Überall in Venezuela. Sogar in diesem harmlos wirkenden WC-Haus mitten im Nirgendwo. Hier überrasche ich alle ahnungslosen Touristen die es eilig haben weil sie die Austern nicht vertragen und lache mir die Seele aus dem Leib =D

Ertappt!



Krabbe bei Mochima

Im Westen nichts Neues

Ich hoffe ihr entschuldigt das ich nicht so regelmäßig schreibe. Im moment helfe ich ein wenig aus wenn Arbeit anfällt und bin etwas in der Stadt unterwegs.
Dafür das ich hier umsonst wohnen darf ist es, denke ich, nicht unverständlich das ich mich etwas nützilch mache.

Zum Thema in der Stadt unterwegs sein kommt, schätze mal morgen, noch ein schöner Bericht. Autofahren in Caracas ist ein Abenteuer für sich.
Dies ist der wilde Westen des 20sten Jahrhunderts!
Ampeln werden ignoriert wo es auch nur möglich oder "sinnvoll" ist, Hupen stehen unter dauerbelastung (ich vermute schon seit 2 wochen das Caracas nichts weiter als eine Teststrecke für Autohersteller ist, wobei das Wort "Hupraum" eine völlig neue bedeutung gewinnt) und die einzige Regel die existiert ist: Verletze keinen Motorradfahrer!

Die Motorradfahrer

Motofahrer (ich kürze es einfach mal ab) sind die wahre Gefahr in Caracas. Unabhängig von der hohen Verbrechensrate und unzähliger Überfälle die hier geschehen.
Wer ein Moto fährt ist quasi Mitglied der Gang. Besser, wir nennen es an dieser Stelle Bruderschaft.
Du bist ein Motofahrer. Niemand kennt dich. Dein Gesicht ist unter dem Helm verborgen und du machst dich munter und fröhlich auf den Weg zur Arbeit, wohlwissend das wenn dir etwas passiert, ca. 500.000 andere Menschen dazu bereit sind dir zu helfen.

Verletzt du einen Motofahrer mit deinem Auto oder fängst aus irgendeinem Grund streit mit ihm an, schwärmen urplötzlich aus allen Ecken und Kannten andere Moto's an um dir die Seele aus dem Leib zu prügeln. Motofahrer kennen sich untereinander nicht und funktionieren dennoch wie eine gigantische Bruderschaft in der Stadt. Motofahren ist nicht ungefährlich bei dem Verkehr hier und die hilfe untereinander verbindet sie wie ein eisernes Band.
Bist du zu Fuß unterwegs, ist es nicht unwahrscheinlich das der Motofahrer da drüben am Straßenrand der Arsch ist der dir neulich dein Handy geklaut hat.

Weiters folgt morgen...

Prost

Mittwoch, 18. August 2010

Überlebensgrundsatz im Flussdiagramm

Hier die Grundregel in Schrift und Bild =D

Freitag, 13. August 2010

Mochima...


...ist ein weiterer der insgesamt 43 Nationalparks in Venezuela. Dieser liegt an der Nord-Ost-Küste zwischen Puerto la Cruz und der Isla Margarita und umfasst hunderte von kleinen Inseln, jede für sich ein Paradies.
Von Puerto la Cruz aus kann man sich am Hafen ein Wassertaxi mit mehreren Personen teilen, welche euch zu einem der vielen Strände bringt.

Auf dem Weg dorthin kann es passieren das Delfine das Boot begleiten, was bei uns leider nicht der Fall war. Unser Ziel war die Insel El Faro (Der Leuchtturm) welche ihren Namen logischerweise ihrem Leuchtturm zu verdanken hat.
Es handelt sich hierbei um den angeblich schönsten Badestrand.



Ich kann soweit bestätigen das es sich hierbei tatsächlich um den schönsten Strand handelt den ich je gesehen habe. Unsere Ankunft am Freitag Nachmittag zeugte von Ruhe und Einsamkeit. Ledigiglich eine handvoll weiterer Besucher, einige Boote, der Strandwart und 2 Polizisten teilten diesen Ort mit uns.
Das Wasser ist sehr klar und ruhig.
Gegen Abend ab 06:00 gehörte der Strand uns und den Polizisten, welche prombt unsere Campingerlaubnis sehen wollten.

Hinter dem Strand zieht sich die Insel noch ca. 500m in Richtung Karibik. Rechts und links von uns befinden sich, von Kakteen bewucherte, Hügel in welchen sich ein grossteil der Tiere versteckt hielt.
Lediglich die Iguanas (Leguane) scherten sich recht wenig um den trubel und liessen sich ihren Strandspaziergang nicht nehmen.

Unsere meine Nachfrage, welche Tiere denn auf der Insel leben beantwortete man mit: "Das übliche, Schmetterlinge, ein paar Skorpione, Spinnen, Geier, Pelikane, die Iguanas und neulich haben wir 2 Boas drüben am anderen Ende schwimmen sehen. Normalerweise tun sie das nicht aber scheinbar wussten die beiden nichts davon." und der Strandwart lachte.


Das Gebiet hinter dem Strand und der Weg zum Leuchtturm sind seit neuestem, aufgrund der vielen Unfälle, für Touristen gesperrt. Wir liessen es uns dennoch nicht nehmen (natürlich mit Einverständnis der beiden Polizisten) einen Blick hinter die Kulissen zu verwerfen.

Dort sah man neben den Iguanas, Kakteen und diversen Spinnen auch die Kehrseite des Tourismus. Am anderen Ende der Insel sammelte sich der angespühlte Müll der umliegenden Inseln. Auch der komplette Samstag bewies, das es sich bei dieser Insel nur um ein Paradis handelt wenn sich keine Menschen darauf verirren.

Von saufenden Jugendlichen die flecken auf unserem Zelt hinterliessen, einem Mann (ca. 40 Jahre) dem ich mein Handtuch geopfert habe weil er mitten in der Nacht den unterschied zwischen meinem am Baum hängenden und seinem auf dem Stuhl liegenden Handtuch "nicht erkennen konnte" (gottverdammte ausrede), welches er übernacht umarmt und vollgesabbert hat, bis zu einer handvoll Neureichen welche mit ihrem Boot vor dem Strand ankerten und uns bis um 07:00 Sonntag morgens mit Raggaeton (oder was auch immer) beschallten, gab die Zivilisation alles was sie nur konnte um uns den Strandtag zu vermiesen.



Also, falls ihr einmal in die Verlegenheit geraten solltet hier Urlaub machen zu können habe ich einen Tipp für euch:

Besucht die Strände mitte der Woche, wenn das Präkariat arbeitet. Dann belästigt euch niemand, ausser evtl. einer ziemlich aggressiven 4 cm grossen Spinne mit braun-weiss gestreiften Beinen die ihr gerade aus dem Handtuch geschüttelt habt und euch ca. 50 m über den Strand verfolgt.

Prost

Dienstag, 10. August 2010

Der Dschungel...


...unendliche Dichte. Wir schreiben das Jahr 2010. Cpt. Picard existiert noch nicht und auf Replikatoren wartet man vergebens.

Um den Dschungel von Caracas (Venezuelas Hauptstadt) aus zu erreichen, ist eine 12 stündige Busfahrt und ein anschliessender Flug von Bolivar City aus in richtung Canaimar nötig. Wie man auf dem Bild sieht hatten wir einen äusserst routinierten Piloten =D

Am Flughafen angekommen sieht man auch schon bereits eine Replika von Jimmy Angels einmotoriger Maschine.



Angekommen:

Es ist Traumhaft! Wenn man die Grundregeln verinnerlicht hat und sich vorsichtig bewegt dann ist es schon fast das Paradies.

Die Grundregeln:

- Alles Insektenhafte das bunt ist, fliegt und kein Schmetterling ist = Giftig!
- Alles Pflanzenartige das bunt ist oder Haare hat = Giftig!
- Alles andere das Bunt ist oder Haare hat = Giftig oder andersartig gefährlich!
- Was nicht Bunt ist und Krabbelt oder fliegt, mit Ausnahme von Vögeln und
Heuschrecken, kann giftig oder andersartig gefährlich sein.
- Fasse nichts an!

Störend sind die Puri-Puri genannten Fliegen, welche sich in der Haut verbeissen. Diese lauern im Naturschutzgebiet Canaima zu tausenden und warten auf Frischfleisch.
Allerdings scheinen diese die Mischung aus der einnahme von Vitamin B1 und dem aufsprühen von im Wasser gelösten Vitamin B12 nicht zu mögen. Moskitos gibt es ebenfalls reichlich, sind aber weniger Störend, da grösser und leichter zu erschlagen.

Da es sich um ein vom Tourismus erschlossenes gebiet Handelt, verstecken sich sämtliche Tiere, die Grösser sind als ein Käfer oder eine Biene, vor den Menschen. Alle anderen versuchen entweder dich oder deinen Proviant zu essen.

Nebenbei erwähnt sind Bienen / Käfer mit einer Körperlänge von ca. 5 - 8 cm keine Seltenheit =)

Der Trip im Dschungel beinhaltete, neben der Unterwanderung von insgesamt 3 Wasserfaellen, darunter auch ein "Die Axt" genannter Wasserfall, eine 3 Stündige Bootsfahrt über den Fluss Cherun zum Kerepakupai merú. Der als Salto Ángel bekannte Wasserfall (benannt nach seinem Wiederentdecker Jimmie Angel) ist mit seinen 979 m der höchste frei fallende Wasserfall der Erde.



Absolut beeindruckend und unbeschreiblich schön sind die Tafelberge. Diese prägen das Bild der Gran Sabana und des Canaima. Die Besonderheit an den Tafelbergen ist, das oben auf ihrer Plattform ein komplett eigenes, vom Dschungel unabhängiges Ökosystem herrscht. Mit seinen eigenen Tieren und Pflanzen wie es sie nur dort oben gibt, sind sie einmalig auf der Erde. Auf der Plattform selbst gibt es wieder tiefe Gräben und Höhlen die nochmals ein eigenes, endemisches, oft primitiveres Oekosystem beherbergen.

(So sieht es auf einem Tafelberg aus)


Übernachtet wird, in der Nähe des Salto Ángel, in einer Hängematte nebst Moskitonetz. 45º versetzt schläft es sich mit einem fast kerzengeraden Rücken äusserst gut darin.

Ich bin Stolz darauf behaupten zu dürfen als einziger mit nur einem einzigen Puri-Puri-Biss den Dschungel verlassen zu haben. Das schreit nach einem Guiness Rekord =D

Ja, es wird Bilder geben. Ich hoffe das ich diese noch heute im laufe des Tages (bzw. eurer Nacht) einbinden kann.

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Zwischenzeitlich war ich noch in Mochima. Dazu wird es auch noch einen Bericht geben.

Aber nun noch etwas anderes:
Der nette Herr von der Regierung der uns verhörte hat sich wieder gemeldet. Er fragte wie es uns geht und warum er so lange nichts von uns gehört hat und ob wir tatsächlich kein Interesse an einer Palastführung hätten =D

Meinen Kommentar das es daran liege das wir zwischenzeitlich nicht mehr das Gesetz gebrochen haben, gab Gysell bedauernswerter weise nicht weiter.
Das er Anrief liess genau 2 Schlussfolgerungen zu:

- Kontrolle! Anruf auf's Handy, Signalverfolgung, ok sind tatsächlich auf dem
Highway und auf der Rückfahrt vom Strand

oder

- Gysell gefählt ihm ziemlich gut =D


Ihr Vater und ich tippen auf zweitens. Ich habe das Gefühl diese Sache zieht sich noch wie ein roter Faden durch meinen Trip hier...